< zurück zur Übersicht
Eine neue Tangogeschichte
Tanzen – ein in der Männerwelt, gerade in unseren Breitengraden, selten anzutreffendes Phänomen.
Ich wollte immer tanzen. Das habe ich mir jedenfalls so gedacht. Mein Mann lieferte mir indirekter Weise vor einigen Jahren eine Vorlage dazu. Er meldete uns beide zu einem Tanzkurs an – Tango! Tango – ein Tanz, der nur so vor Emotionen sprüht! Rassige und erotische Bewegungen sollten das Blut zum Kochen bringen. Das einzige was kochte, war mein Mann. Er hatte sich auf den Weg gemacht, alle Tanzschritte haargenau zu ergründen und sie jeglicher Erotik zu berauben. Damit wurde das südamerikanische Temperament des Tangos zur emotionslosen technischen Zeichnung degradiert.
Eine neue Tangogeschichte war geschrieben.
Sie werden jetzt wahrscheinlich denken, dass er die Idee des Tangotanzens schnell aufgegeben hatte – weit gefehlt. Das ganze Jahr wurde geübt, trainiert, aber nicht getanzt. Im darauf folgenden Jahr meldete er uns wieder an. Wieder Tango. Jetzt wurden aber, auf die fundierten Erfahrungen vom Vorjahr zurückgreifend, die technischen Zeichnungen immer raffinierter. Mit Tanzen, so wie ich mir das eigentlich vorgestellt hatte, hatte das nicht im geringsten zu tun.
Als Frau muss man auf der Tanzfläche vom Tanzpartner geführt werden. Führungsqualitäten hat mein Mann, aber auf der Tanzfläche konnte ich keine feststellen. Im Gegenteil: in jeder Tanzstunde wurde meine körperliche Fitness bis auf das Äußerste in Anspruch genommen. Ich musste uns unauffällig führen, ihm die Tanzschritte zu flüstern, dabei meine eigenen Tanzschritte aufs Parkett legen, uns beide ständig vor der Kollision mit anderen Tanzpaaren bewahren, und erotisch sollte der ganze Tango auch noch wirken.
Meine leisen Versuche, ihn vom Tanzen abzubringen, hatten nach einem sehr harten Vierteljahr Erfolg! Echte Männer geben doch nicht auf! Der Tanzkurs wurde (endlich) abgebrochen, allerdings mit seiner Option, es im nächsten Jahr wieder „fortzusetzen".
Aber tanzen wollte ich immer noch, allerdings sollte es so aussehen, wie ich mir das Tanzen vorgestellt habe. Mir wurde klar, dass ich meinen Mann hierbei leider nicht gebrauchen konnte.
Zufällig entdeckte ich im Fernsehen die „Let's Dance Shows". Jetzt kam mir DIE rettende Idee: mit einem Profi zu tanzen!
Schnell nachgedacht, Profitänzer aus der Show per eMail kontaktiert und auf eine Antwort gewartet. Um es kurz zu machen, die Antwort lies zwei Monate auf sich warten. Während der Wartezeit war ich sehr aktiv. Ich habe mir die Finger wundtelefoniert, die Hacken abgelaufen und Unmengen an Tanzschulen abgeklappert, ohne das zu finden, was ich ursprünglich gesucht habe. Gute Tanzschulen gibt es viele, Privattanzstunden auch, aber einen Profitänzer dauerhaft zum Tanzen und Auftreten mit mir als Amateur zu bewegen dauerte dann doch einige Zeit.
Endlich! Termin ausgemacht und voller Erwartung und Spannung zur ersten Trainingsstunde erschienen...
Eure Ella
Fortsetzung folgt