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“...zwo, drei, vier und eins ...“
Hoch motiviert und mit weichen Knien wurde ich von einem sehr freundlichen Tanztrainer empfangen.
In einem kurzen Kennenlerngespräch erzählte ich ihm von der Grundidee, auf meiner Geburtstagsfeier, die in diesem Jahr etwas umfangreicher ausfallen sollte, einen Tanzauftritt, neudeutsch Dance Performance, aufs Parkett zu legen. Der Tanztrainer fand die Idee super und die erste Trainingsstunde hatte begonnen.
Meine feste Überzeugung, dass ich tanzen konnte, verschwand in der ersten Minute des Tanztrainings. „Zwei, drei, vier und eins...„ - hörte ich die ganze Zeit. Mein Rhythmusgefühl, auf das ich so stolz war, verließ mich umgehend. Zählen hatte ich aus der Schulzeit irgendwie anders in Erinnerung. Aber das ist auch etwas länger her.
„Schultern runter, den Kopf gerade halten! Zwei, drei, vier und eins..."
„...den Mittelpunkt suchen, Füße ausdrehen, Beine gerade halten, Gewicht nach vorne verlagern, Körper dynamisch nach vorne bringen..."
Bei der ganzen Sache durfte ich das Atmen nicht vergessen. Dieses ist auf dem Parkett überlebensnotwendig wenn man nicht vor Sauerstoffmangel blau anlaufen möchte. Das würde nicht so gut zu meinem Outfit passen.
Der Tanztrainer hatte mich mit einer Engelsgeduld immer wieder korrigiert und ermutigt.
Überraschend stellte ich fest, dass meine Tanzbekleidung nicht besonders vorteilhaft war. Die Trainingshose war zu kurz und rutschte ständig dahin, wo man sie nicht gebrauchen konnte. Der kurze Rock, den ich auf Empfehlung meines Mannes, warum auch immer noch über die Hose angezogen hatte, stellte sich beim Blick in die vielen Spiegel des Tanzsaals als absolutes No-Go heraus.
„Zwei, drei, vier und eins..."
Meine verzweifelten Versuche, die Kleidung unauffällig zur Recht zu rücken wurden plötzlich von einem drückenden Schmerz an meinen Füßen gebremst. Jetzt machten sich auch noch die neuen Tanzschuhe bemerkbar. Bei dessen Kauf meinte mein Mann, die würden toll aussehen.
Ja, toll sehen sie immer noch aus, sie ergänzen wunderbar meine ungetragene Schuhkollektion im Schrank.
„Zwei, drei, vier und eins..."
Plötzlich während des Trainings ging die Tür auf und es traten weitere Menschen ein – Zuschauer?!!
Damit hatte ich nun wirklich nicht gerechnet. Panik pur war mir ins Gesicht geschrieben. Beruhigende Worte meines Tanztrainers brachten mich nicht so wirklich aufs Tanzparkett zurück. Die „Menschen" waren die nächsten „Tanzschüler".
Mein Gehirn stellte alle weiteren Tanzaktivitäten zum Ende dieser Tanzstunde in Anbetracht der Überbelastung ein.
Ich zog es vor, vom Tanzparkett in die Reihen der „Zuschauer" zu wechseln.
Die nächsten Tanzstunden waren gebucht. Jetzt wollte ich es wissen!

Eure Ella
Fortsetzung folgt